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Fabelwesen und Fantastereien: Kunst aus Schaumstoff

Ist von Skulpturen die Rede, handelt es sich zumeist um das steinerne Werk eines Bildhauers oder hölzerne Schnitzerei. Ganz anders jedoch bei Künstlerin Ulla Reiter: Mit großer Kreativität fertigt sie bis zu mehrere Meter große Skulpturen aus Schaumstoff, die unter anderem auch schon auf dem Champs-Élysées in Paris zu bewundern waren. Wir hatten kürzlich die Gelegenheit, mit der Bildhauerin über ihr originelles Werk zu sprechen.

Hildebrandt: Frau Reiter, verraten Sie uns ein paar Worte über sich!

Reiter: Seit dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste München arbeite ich als freie Bildhauerin mit dem Material Schaumstoff, zeichne aber auch viel. Derzeit lebe ich mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn in Bamberg, wo sich mein Atelier in einer ehemaligen Motorradwerkstatt befindet. 

Hildebrandt: Kunst aus Schaumstoff klingt zunächst einmal recht ungewöhnlich. Wie sind Sie zu dem besonderen Material gekommen und was gilt es bei der Bearbeitung zu beachten?

Reiter: Bei einem Besuch im Englischen Garten zeichnete ich Nacktbadende und Sonnenanbeter. Davon inspiriert schnitt ich im Atelier aus Spülschwämmen skurrile Figuren – meine ersten Skulpturen aus weichem Material. Darauf folgten riesige, alte Turnmatten aus einem Münchner Sportstudio, die mir mein Professor beschaffte, oder bestellter Schaum vom Werk. Die Blöcke bearbeite ich mit einem elektrischen Schneidemesser und Weberscheren. Aufgrund seiner Elastizität muss ich hierbei die Biegung des Materials beim Schneiden mit einplanen.

Hildebrandt: Ihre Skulpturen zeigen Fabelwesen und Fantastereien. Wie erfolgt Ihre Motivauswahl und woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Reiter: Hierfür recherchiere ich viel, stöbere in Buchhandlungen oder reagiere bewusst bis unbewusst auf aktuelle Themen. Wenn das Thema steht, beginnt die Skulptur zu wachsen. Je nach Thematik fließen hier Versatzstücke aus der klassischen Mythologie, alten Märchen, Comics oder Science-Fiction mit ein.

Hildebrandt: Welches war Ihr bisher aufwendigstes Werk?

Reiter: Die Apokalyptischen Reiter aus dem Jahr 2008: Mein damaliges Atelier versank in Bergen von abgeschnitzten Schaumstoffstücken und am Ende mussten wir die Skulptur durch das große Terrassenfenster hinausschaffen.

Hildebrandt: Welche Reaktionen beobachten Sie bei den Betrachtern Ihrer Werke?

Reiter: Das ist sehr unterschiedlich: Verblüffung, Erschrecken, Begeisterung, Irritation. Gerade die sehr großen Werke beindrucken viele Besucher – und da ist besonders der Kontrast zwischen dem weichen Material und den „harten Themen“ in den unmittelbaren Rückmeldungen Thema.

Hildebrandt: Können Sie sich grundsätzlich vorstellen, auch mit anderen Packmaterialien zu arbeiten?

Reiter: Zu Beginn meiner bildhauerischen Tätigkeit habe ich mit vielen unkonventionellen Werkstoffen wie Pappe, Folie oder Kreppband experimentiert. Auch Styropor und Bauschaum waren schon Grundlagen für meine Skulpturen – doch Schaumstoff ist seit 2004 mein bevorzugtes bildhauerisches Material.

Hildebrandt: Wo besteht die Möglichkeit, sich einen persönlichen Eindruck Ihrer Arbeit zu verschaffen?

Reiter: Bei einem Besuch meiner Ausstellungen: Im kommenden Sommer bin ich mit Werken auf der Triennale in Schweinfurt vertreten und momentan zeigt meine Galerie „Janine Bean Gallery“ in Berlin meine neue Serie „Power Tussle“ aus 2017. Einen ersten Einblick erhält man zudem auf meiner Website www.ullareiter.de.

Das Interview wurde geführt von Tobias Kemper. Wir danken Frau Reiter für das informative Gespräch sowie die Bereitstellung des gezeigten Bildmaterials.


Ansprechpartner:in Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

Janina Ohrtmann
Unternehmenskommunikation
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